FRAGMENTS ist Musik der Vergangenheit und der Gegenwart in einem: Einige der innovativsten MusikerInnen der internationalen elektronischen Musikszene bearbeiten die Werke der französischen Komponistin LILI BOULANGER. „FRAGMENTS II“ mit 14 Remixen und Reworks erscheint am 20. September 2024 als CD, Vinyl und digital über Deutsche Grammophon. Ein zeitgenössisches Echo, eine musikalische Wiederentdeckung und Erweiterung, der sehr eigenen und persönlichen Klangwelt Lili Boulangers.
Was geschieht, wenn einige der kreativsten KünstlerInnen der internationalen elektronischen Musikszene klassische Werke neu interpretieren? Mit dieser Frage startete Deutsche Grammophon 2022 das Projekt FRAGMENTS und lud zeitgenössische KünstlerInnen ein, die Werke des französischen Komponisten Erik Satie neu zu bearbeiten. Das Ergebnis war ein dynamischer Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und Innovation, Schöpfung und Neuschöpfung – eine kontemporäre Werkschau.
Nun geht FRAGMENTS in die zweite Runde. Im Fokus steht dieses Mal die französische Komponistin Lili Boulanger (1893-1918), eine der größten musikalischen Talente ihrer Zeit. „Ihr immenses Talent ermöglichte es ihr, sich mit Mut und Autorität einen Platz in einer damals noch sehr männlichen Sphäre zu erkämpfen“, schreibt die renommierte Boulanger-Expertin Alexandra Laederich vom Centre international Nadia et Lili Boulanger. Die mit dem Prix de Rome ausgezeichnete Multiinstrumentalistin Lili Boulanger schrieb Musik, die zwischen Tradition und Avantgarde oszillierte. Ihre bedeutendsten, stark von ihrem Leben geprägten Werke, konnte Lili Boulanger, die nach langer Krankheit bereits mit 24 Jahren verstarb, jedoch nie hören.
13 zeitgenössische MusikerInnen und Künstler-Duos wie Pølaroit, Joplyn, Anja Schneider, Niklas Paschburg, Fejká, Ann Clue (alle aus Deutschland), ), il:lo (Deutschland/Frankreich), Gryr (Schweden), Angara (Frankreich), Rodriguez Jr.,(Frankreich/USA), Marta Cascales Alimbau (Spanien), Keni Sakuda (UK), Snorri Hallgrimsson (Island) haben Lilis Werke für Fragments II neubearbeitet. Das Ergebnis ist ein hochmodernes und facettenreiches Album, das am 20. September 2024 über Deutsche Grammophon veröffentlicht wird.
Pølaroit - „Nocturne“ (VÖ: 16.02.24)
Den Auftakt bildet das deutsche Duo Pølaroit mit ihrer detailreichen Bearbeitung von „Nocturne“, die am 16. Februar 2024 als eSingle inclusive Video erscheint. "Bei der Erarbeitung unserer Interpretation tauchten wir in den kreativen Prozess von Lili Boulanger ein. Wir stellten uns vor, dass „Nocturne“ aus dem anhaltenden Oktavmotiv des Klaviers hervorgeht, und waren fasziniert davon, wie sich das gesamte Stück aus diesem Kernthema heraus entfaltet. Unsere kreative Reise spiegelte ihren hypothetischen Ansatz wider und erlaubte es unserer Komposition, sich organisch um ihn herum zu entwickeln. Ergänzend zu dieser Grundlage haben wir uns auch das aufsteigende Motiv der Violine zu eigen gemacht und versucht, es auf ähnliche Weise wie unseren Synthesizer zu befreien. Unser Ziel war es, die charakteristischen Elemente der Komposition von Lili Boulanger durch die Linse des elektronischen Klangs wiederzubeleben und ihrem zeitlosen Werk neues Leben einzuhauchen." erzählen die beiden Musiker.
Single Facts:
VÖ: 16.02.24
Artist: Pølaroit
Title: Nocturne
Label: Deutsche Grammophon
Format: Digital
Genre: Electronica / Klassik
Biographie Pølaroit:
Raum und Zeit spielen beide eine Rolle in der Musik von pølaroit. Eine gefühlte Verbindung zu Jonas und Marius' Heimatstädten in Norddeutschland, ihrer Geographie, sowie das Gefühl, zu einem bestimmten Zeitpunkt, einer Generation, zu gehören, kommen im melodischen Deep-House des Duos zum Ausdruck: "Wir sehen unsere Musik als eine Momentaufnahme von Zeit und Musik", sagen sie. Der Name des Duos, pølaroit, ist eine Anspielung auf diese Idee, einen Moment festzuhalten, und er zollt sowohl ihren nördlichen Wurzeln (Polar) als auch dem Geburtsort des Techno (Detroit) Tribut. Jonas und Marius, beide Mitte zwanzig, sind in der Nähe von Hannover aufgewachsen - doch erst 2018 kreuzten sich ihre Wege zum ersten Mal. Zuvor hatte Jonas seine eigene Arbeit als Pianist entwickelt, beeinflusst von neoklassischen Künstlern wie Nils Frahm und Olafur Arnalds, sowie Stücke für Film und Werbung komponiert. Marius hingegen, der schon als kleiner Junge Schlagzeug spielte, begann seinen musikalischen Weg mit sechzehn Jahren, tief beeinflusst von seinem Interesse an Perkussion und der urbanen elektronischen Musikszene jener Zeit. Als sich beide auf einem Weihnachtsmarkt in Hannover nach einer Tasse Glühwein zu viel kennenlernten, verabredeten sie sich zum Spaß im Studio. Von diesem ersten Tag an war beiden sofort klar, dass Jonas' melancholische Klaviermelodien sich nahtlos mit Marius beschwingten Beats verweben und dass in der Alchemie ihrer Sounds mehr als nur "Spaß" passiert. "Nach nur wenigen Stunden war der erste Entwurf unseres Tracks Firøye geboren und wir erkannten, dass wir ziemlich gut zusammenarbeiten", sagt pølaroit. pølaroits Debüt-EP "expedition into" (erschienen über Stil vor Talent) definierte den stimmungsvollen Sound des Duos irgendwo zwischen melancholischem Downtempo und erhebenden Melodien und begeisterte das Publikum in Deutschland und darüber hinaus. Neben einer erfolgreichen Indien-Tournee im Jahr 2022 waren sie auch Teil der 'Cercle Stories' Compilation und spielten ihren Track 'Backwaters' für Cercle Records auch in Indien. Durch den Einsatz von Field Recordings und Gesang wollen pølaroit das menschliche und organische Element der Kreativität in ihrer Musik retten: "Manchmal ist es nur eine Aufnahme von rumpelnden Blättern oder organischen Texturen, die den Sound greifbarer machen.“
Biographie Lili Boulanger:
Lili Boulanger (1893-1918) war eine der größten musikalischen Talente ihrer Zeit. Sie wuchs in Paris in einem Umfeld auf, in dem sich ihre außergewöhnliche Begabung voll entfalten konnte. Ihre Großmutter war Sängerin an der Opéra-Comique, ihr Vater Komponist und Lehrer am Pariser Conservatoire. Ihre ältere Schwester, die eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielte, war die berühmte Nadia Boulanger. Lili lernte schon in früher Kindheit Orgel, Klavier, Cello, Geige und Harfe und beschloss, Komponistin zu werden, als sie erst 17 Jahre alt war. Aufgrund ihres schwachen Gesundheitszustands musste sie jedoch zu Hause unterrichtet werden und erhielt Unterricht von einem hervorragenden Lehrer des Pariser Konservatoriums. Ihre enorme Entschlossenheit und ihr grenzenloses Können führten dazu, dass sie sich um den Prix de Rome bewarb und diesen im Alter von nur 24 Jahren gewann. Sie war die erste Komponistin, die mit dem renommiertesten Kompositionspreis Frankreichs ausgezeichnet wurde und infolgedessen eine Zeit lang in der Villa Medici in Rom arbeiten durfte. Ihr immenses Talent ermöglichte es ihr, sich mit Mut und Autorität einen Platz in einer damals sehr männlich geprägten Sphäre zu erobern. Einige ihrer Werke zeugen von den modernistischen Tendenzen ihres sehr persönlichen Stils, der einige der Avantgarde-Bewegungen ihrer Zeit vorwegnimmt. Andere, insbesondere der kraftvolle Liederzyklus Clairières dans le ciel, stehen in der Tradition von Fauré und Debussy, lassen aber auch den Einfluss Wagners erkennen. Während des Ersten Weltkriegs führte Lili einige ihrer Werke auf: Sie dirigierte Faust et Hélène, gab die Uraufführung von Cortège und Nocturne und begleitete Chorwerke wie Hymne au soleil. Aber sie kämpfte an zwei Fronten - sie beteiligte sich an den Kriegsanstrengungen und litt gleichzeitig an einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustands - und würde nie so bedeutende Werke wie Psaume 130 oder Vieille prière bouddhique im Konzert hören. Sie würde auch nicht die Energie haben, ihre Oper La Princesse Maleine zu vollenden. In einer Zeit, in der sie noch so viel zu sagen hatte, begegnete sie dem Tod mit Stoizismus und Gelassenheit, getragen von ihrem Glauben und ihrer persönlichen Stärke. Sie starb am 15. März 1918, nachdem sie ihrer geliebten Schwester vom Sterbebett aus ein letztes Werk, Pie Jesu, diktiert hatte.
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