ballyhoo media

Aron Dahl ist ein norwegischer Songwriter, Komponist, Filmemacher, Saxophonist und Trans-Aktivist der in jeder Hinsicht Grenzen überschreitet. Als vielseitiger Komponist, der in den letzten Jahren zwischen Kopenhagen, Oslo und Los Angeles pendelte, schafft er Musik, die sich sowohl Genre- als auch Genderkategorien entzieht, und in der er einfache Popmelodien mit elektronischer Kammermusik und Field Recordings vereint. Auf seinem neuen Album „Moth/Flame“ beweist Dahl, dass er auch mutige, eindringliche und poetische Songs schreiben kann, die bis in die tiefsten Ecken menschlicher Beziehungen eintauchen – und das mit einer Intensität, wie sie in der populären Musik selten zu finden ist. Die Songs auf dem Album schildern Leid, Ekstase und Heilung, sind dabei sexuell explizit und gleichsam zerbrechlich und zart.

Hardcore-Sex und zärtliche Enthüllungen

Auf „Moth/Flame“ entwickelt Dahl den zutiefst persönlichen Stil seines Debütalbums „Loosening Orion‘s Belt“ (2018 erschienen unter dem Namen Danielle Dahl) weiter. Mit dessen ambitioniertem Songzyklus, der Themen wie transzendente Liebe, queeres Verlangen und Sex in üppige Synthesizer, naive Melodien und Kammermusik verpackt, erlangte er internationale Aufmerksamkeit. Die Musik auf „Loosening Orion's Belt“ war anders als alles andere zu dieser Zeit, und doch überzeugte das Album als eindrückliche Alternative-Pop-Platte eines Künstlers, der zuvor mit zeitgenössischer Kammermusik, freier Improvisation, minimalistischer Drone-Musik und ritualistischem Techno gearbeitet hatte. Seitdem ist viel passiert: Dahl hat viel als Komponist gearbeitet, bei Michael Pisaro – als Teil der experimentellen Künstlergruppe Wandelweiser – gelernt, sein erstes Saxophonkonzert für die Athelas Sinfonietta unter Leitung von Pierre-André Valade geschrieben, in Los Angeles Filmemachen studiert, sich als trans geoutet, seinen persönlichen Namen als auch seinen Künstlernamen geändert und eine geschlechtsangleichende Behandlung mit Operation durchlebt.

Laut Dahl selbst begann die Arbeit an „Moth/Flame“ damit, sich an einer Art von Country-Musik zu versuchen. Die Synthie-Themen, flirrenden Soundcollagen und Melodien des Albums machen allerdings schnell klar, dass wir uns hier weit abseits der ausgetretenen Country-Pfade befinden. Dennoch sind in Songs wie „Psycho Train“ und „Heart, Head“(mit Texten der Schriftstellerin Lydia Davis) Anklänge an wehmütige Country-Balladen und Folk-Musik zu hören – nicht zuletzt auch in der Single „Ficken 3000“, eine verträumte Synthie-Pop-Ode an die Kunst des Cruisens, die nach einem legendären Schwulenclub in Berlin benannt ist. Mit ihren einfachen Melodien und melancholischen Texten porträtiert Country-Musik seit jeher Außenseiter und Gesetzlose. Dieses Element hat Aron Dahl übernommen, doch werden in seinen Songs die weiten, staubigen Ebenen des klassischen Country durch dunkle Sexclubs und BDSM-Keller ersetzt, in denen queere Outlaws und Gender-Rebellen ihre Sehnsucht zu stillen versuchen, und wo expliziter Hardcore-Sex und flüchtige Umarmungen mit Fremden eine subtile Zärtlichkeit und Intimität offenbaren.

Sehnsucht und Wandel

Das Sehnsüchtige der Songs spiegelt auch die Suche und den Wandel wider, die Aron Dahl selbst während der Arbeit an dem Album durchgemacht hat, die nur wenige Wochen nach seinem Outing begann. Die Songs auf „Moth/Flame“ sind in dieser Hinsicht auch Lieder über die eigene Selbstfindung durch Begegnungen mit anderen Outlaws, wie in der bewegenden und reduzierten Akustik-Folk-Ballade „Brief Encounters“. In anderen Songs, wie dem verträumten „Palms“, schafft Dahl eine musikalische Mischung aus akustischem Folk, Ambient und diffusen Field Recordings. Und das gefühlvolle „Lock and Key“ demonstriert meisterhaft seine Fähigkeit, schrägen und eingängigen Kammerpop mit einem sanften 70er-Jahre Vibe zu kreieren. Das Thema der Verwandlung findet im gesamten Album auch einen sehr physischen Ausdruck, da sich Dahls Stimme während der zweijährigen Aufnahmezeit deutlich veränderte und um fast zwei Oktaven sank.

Die einzigartige Klanglandschaft des Albums entstand mit Hilfe verbündeter Musiker*innen wie Lily Maase (Tyshawn Sorey) und Lars Bech Pilgaard (beide Avant-Jazz- Gitarre), Leah Levinson (Agriculture, Extrem-Metal-Bass), Tim Feeney (experimentelle Percussion/ Improvisation) und Pluto Bell (Klangkunst und Songwriting). Das Album wurde von Anders Bach (MØ, Ice Cream Cathedral, Bisse) produziert und von Angel Marcloid aka Fire-Toolz gemastert.

Mit „Moth/Flame“ setzt Aron Dahl erneut ein kühnes Statement, das ihn als außergewöhnlichen Songwriter kennzeichnet. Auch wenn es sich auf einem höchst persönlichen und intimen Terrain bewegt, ist das Album doch im Kern eine wunderschöne Sammlung fesselnder Liebeslieder.


Tracklist:
1 Brief Encounters
2 Lock&Key
3 Ficken-3000
4 Heart, Head
5 Ghost
6 Psycho Train
7 Gorilla
8 The Palms
9 Losing You

https://www.youtube.com/watch?v=bRiB8e_2YbE&feature=youtu.be

Artist Links:

https://www.instagram.com/joyousabundance

https://www.facebook.com/abstracttits

https://arondahl.bandcamp.com

https://arondahl.com/

https://www.instagram.com/joyousabundance/?hl=nb